01
Zeitstrahl
02
Friedrich Dürrenmatt
03
VOM ANFANG HER
04
Malen oder Schreiben
05
Die Stücke
06
Die Kriminalromane und die Verfilmungen
07

Literarische Meilensteine
08
Dürrenmatt als Maler und Zeichner
09‍
Sein Werk
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DÜRRENMATT
WELTWEIT
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Rund um Friedrich Dürrenmatt
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Dürrenmatt-Mansarde. Während seiner Studienzeit malte Friedrich Dürrenmatt sein Mansardenzimmer an der Laubeggstrasse 49 in Bern schrittweise aus. Nach seinem Wegzug wurden die Malereien übertüncht, 1993 aber wieder freigelegt. 
Beim Verkauf der Liegenschaft 1996 übernahm die neu gegründete »Stiftung Dürrenmatt-Mansarde« das ganze Dachgeschoss. Die Mansarde ist dem Verein »Betrieb Dürrenmatt-Mansarde« vermietet, der sie Kulturschaffenden, die für einige Zeit in Bern arbeiten, gegen bescheidenes Entgelt als Gastzimmer zur Verfügung stellt.
Quelle
Für den Sprachstil des Bettlers Akki 
im Stück »Ein Engel kommt nach 
Babylon« adaptierte Friedrich Dürrenmatt eine arabische »Vers-Prosa«, 
eine sogenannte Makame.
0:45 min

Als 1963 eine Typhusepidemie im Kurort Zermatt ausbricht, versuchen die Behörden zunächst es zu verheimlichen. Der Skandal fliegt dann doch auf – Dürrenmatt nimmt das Motiv in seine satirische Plakatserie auf.

»Werde Oberlehrer« aus der Serie »Die Heimat im Plakat«,
1963. Tusche auf Papier.
Quelle
Friedrich Dürrenmatt über seine Kreuzigungen: »In der zweiten Kreuzigung ist das Kreuz durch ein noch grausameres Marterinstrument, durch das Rad, ersetzt, auch ist nicht ein Mensch, sondern viele Menschen sind gerädert, nur ein Mensch ist gekreuzigt, eine geköpfte schwangere Frau, aus deren aufgeschnittenem Leib ein Kind hängt. An den Blutgerüsten klettern Ratten umher.«

Kreuzigung II,
1975. Tusche (Feder) auf Papier.
Quelle
»In der dritten Kreuzigung wird ein dicker gekreuzigter Jude mit abgehackten Armen von Ratten beklettert. Nicht aus ‚Liebe zum Schrecklichen‘ sind diese Blätter entstanden, unzählige Menschen sind auf unvergleichlich schrecklichere Art gestorben als Jesus von Nazareth. Nicht der gekreuzigte Gott sollte unser Skandalot~ sein, sondern der gekreuzigte Mensch; vermag doch der Tod - und sei er noch so fürchterlich - für einen Gott nie so schrecklich wie für einen Menschen zu sein: Der Gott wird wieder auferstehen.«

Kreuzigung III,
1976. Tusche (Feder) auf Papier.
Quelle
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5. Januar: Geboren in Konolfingen im Emmental, Kanton Bern, als ältester Sohn des protestantischen Pfarrers Reinhold Dürrenmatt und seiner Frau Hulda, geb. Zimmermann.
28 – 35
Obligatorische Schulzeit Besuch der Primarschule in Stalden und der Sekundarschule in Grosshöchstetten.
35
Umzug der Familie nach Bern, wo der Vater Pfarrer am Salemspital wird.

Bis 1939 am Freien Gymnasium, anschließend am Humboldtianum.
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Juli/August: Reise mit dem Fahrrad nach Deutschland (München, Nürnberg, Weimar, Frankfurt).
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Herbst: Maturitätsprüfung (Alte Sprachen).

Beginn des Studiums in Bern: Neuere Deutsche Literatur und Kunstgeschichte.

Erste schriftstellerische Versuche. Federzeichnungen und Gemälde entstehen.
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Rekrutenschule; nach drei Wochen wegen Kurzsichtigkeit in den militärischen Hilfsdienst versetzt.

F.D. bezieht eine Mansarde über der neuen Wohnung der Eltern in Bern und bemalt deren Wände.
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Fortsetzung des Studiums in Zürich.
Lernt seine erste Freundin, die Walliser Kunststudentin Christiane Zufferey, kennen. Hält sich vor allem im Kreis um den Maler Walter Jonas auf. Es entstehen eine Komödie und erste Erzählungen (Weihnacht u.a.).

Rückkehr nach Bern mit einer Gelbsucht.

Fortsetzung des Studiums in Bern: Psychologie, Philosophie.
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Erste Publikation: »Der Alte« (Erzählung) in der Berner Tageszeitung »Der Bund«.

Weitere Erzählungen, Arbeit am zweiten Stück, »Es steht geschrieben«.
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Trennung von Christiane Zufferey, die zur Fortsetzung ihrer Ausbildung als Malerin nach Paris geht. F.D. lernt die Schauspielerin Lotti Geissler kennen. Entscheidet sich, das Studium abzubrechen.

Oktober: Kirchliche Trauung durch den Vater. Umzug nach Basel. Arbeit am Hörspiel »Der Doppelgänger«, an verschiedenen Bildern und an der Erzählung »Der Mörder« (bzw. »Der Nihilist« bzw. »Die Falle«), die im gleichen Jahr in der Holunderpresse, Horgen, erscheint.
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19. April: Uraufführung von »Es steht geschrieben« im Schauspielhaus Zürich führt zu einem Theaterskandal.

Preis der »Welti-Stiftung für das Drama«.

Geburt des Sohnes Peter.

Bekanntschaft mit Walter Muschg, Karl Barth und Max Frisch.
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Uraufführung »Der Blinde« am Stadttheater Basel.

Übersiedlung an den Bielersee. Beginn der Arbeit am Kriminalroman »Der Richter und sein Henker«, der 1950 als Fortsetzungsroman in »Der Schweizerische Beobachter« erscheint und bis heute eine weltweite Auflage von über 6.5 Millionen Exemplaren erreicht hat.
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In kurzer Zeit entsteht »Romulus der Große«. Uraufführung am 25. April im Stadttheater Basel.

Geburt der Tochter Barbara.

Erste Dürrenmatt-Aufführung in Deutschland (»Romulus der Große« in Göttingen).

Arbeit an »Die Ehe des Herrn Mississippi«.
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Gesundheitlicher Zusammenbruch, Dürrenmatt`s Diabetes wird diagnostiziert, finanzielle Probleme. Friedrich Dürrenmatt schreibt unter großem Zeitdruck, ebenfalls als Fortsetzungsroman für den »Schweizerischen Beobachter «, den zweiten Kriminalroman »Der Verdacht«.

Geburt von Tochter Ruth.

Theaterkritiken sowie Hörspiele (in der ersten Hälfte der 1950er-Jahre F.D.s wichtigste Einnahmequelle).
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Friedrich Dürrenmatt pumpt sich Geld zusammen und kauft in Neuchâtel das Haus, in dem er bis an sein Lebensende wohnen wird.

Uraufführung »Die Ehe des Herrn Mississippi« an den Münchner Kammerspielen - der Durchbruch in Deutschland.

Erste Dürrenmatt-Aufführung in fremder Sprache: »Les Fous de Dieu« (Es steht geschrieben) in Paris.

Der Prosatext »Der Tunnel« erscheint gemeinsam mit früheren Erzählungen im Sammelband

»Die Stadt« im Arche Verlag, der bis 1980 Dürrenmatts Werke herausgibt.
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22. Dezember: Uraufführung

»Ein Engel kommt nach Babylon«
in den Münchner Kammerspielen.
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Literaturpreis der Stadt Bern.

Essay »Theaterprobleme«.

Dürrenmatt inszeniert im Stadttheater Bern »Die Ehe des Herrn Mississippi«.
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Prosakomödie »Grieche sucht Griechin«, Arbeit an der Novelle »Mondfinsternis«, anschließend Umwandlung in den dramatischen Stoff »Der Besuch der alten Dame«.

Lotti muss sich einer teuren Operation unterziehen – um sie bezahlen zu können, schreibt Friedrich Dürrenmatt das Hörspiel und die Erzählung »Die Panne«.
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29. Januar: Uraufführung »Der Besuch der alten Dame« im Schauspielhaus Zürich, Dürrenmatt inszeniert das Stück im Herbst im Stadttheater Basel.

Friedrich Dürrenmatt lernt Auto fahren.
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Schreibt das Treatment zum Film »Es geschah am hellichten Tag« (Erstaufführung 1958).

Weiterentwicklung des Filmstoffs 1958 zum Roman »Das Versprechen«.

Erste Spielfilm-Eigenproduktion des deutschen Fernsehens:

»Der Richter und sein Henker«.

Krankenhausaufenthalt in Zürich.
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19. März: Uraufführung »Frank der Fünfte - Oper einer Privatbank« im Schauspielhaus Zürich in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Paul Burkhard - ein Misserfolg bei der Kritik.

Inszeniert am Berner Atelier-Theater seinen Kammerspielfassung der »Alten Dame«.

Kurauftenthalt in Vulpera (Idee zu den Komödien »Der Meteor« und »Die Physiker«).
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Reise nach Berlin, Arbeit an »Die Physiker«.

Begegnungen mit Günter Grass und Henry Miller.

Jurypräsident bei den Filmfestspielen von Locarno.
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20. Februar: Uraufführung »Die Physiker« im Schauspielhaus Zürich. Das Stück ist in der Saison 1962/63 das meistgespielte auf deutschsprachigen Bühnen.

Dürrenmatt trifft Samuel Beckett und Paul Celan.
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Uraufführung der Komödie »Herkules und der Stall des Augias« im Schauspielhaus Zürich – ein Misserfolg.

»Die Heimat im Plakat«, ein Band mit satirischen Zeichnungen über die Schweiz, erscheint.
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Tod des Vaters.

Arbeit am »Meteor« und an der Erzählung »Der Sturz« (publiziert 1971).
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20. Januar: Uraufführung »Der Meteor« im Schauspielhaus Zürich. Erstaufführung der Verfilmung von »Grieche sucht Griechin«.
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Uraufführung »Die Wiedertäufer« (Komödienfassung von Dürrenmatts erstem Stück »Es steht geschrieben«) am Schauspielhaus in Zürich.

Reise nach Moskau zum 4. Sowjetischen Schriftstellerkongress. Arbeit an der davon inspirierten Erzählung »Der Sturz«.

Rede »Israels Lebensrecht« anlässlich einer Kundgebung im Zürcher Schauspielhaus.

Begegnung mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir.

24. Oktober: Erstausstrahlung der Fernsehfassung von »Der Meteor« (SRG/SDR).
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Co-Direktion mit Werner Düggelin an den Basler Theatern.

Rede »Tschechoslowakei 1968«.

Premiere »König Johann« (nach Shakespeare) in einer Adaption von Friedrich Dürrenmatt
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Regie bei der Uraufführung von »Play Strindberg« in der Basler Komödie.

Nach Differenzen und schwerer Krankheit verläßt F.D. die Basler Theater.

Während eines Kuraufenthalts in Vulpera Beginn der Arbeit an »Stoffe - Die Geschichte meiner Schriftstellerei«.

Großer Literaturpreis des Kantons Bern.

November bis Januar 1970: Reise in die USA, nach Mexiko und in die Karibik,
Essay »Sätze aus Amerika« (erscheint 1970).

Mitherausgeber der neuen Zürcher Wochenzeitung »Sonntags Journal«.
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Berufung in den Verwaltungsrat des Zürcher Schauspielhauses.

Regie bei der eigenen Bearbeitung von Goethes »Urfaust« im Schauspielhaus Zürich.

Uraufführungen »Portrait eines Planeten« und der Bearbeitung von Shakespeares »Titus Andronicus« am Schauspielhaus Düsseldorf.
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Uraufführung der Oper »Der Besuch der alten Dame« von Gottfried von Einem an der Wiener Staatsoper.
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Uraufführung »Der Mitmacher« am Schauspielhaus Zürich. Das Stück fällt bei Kritik und Publikum durch.

Beginn der Arbeit am Nachwort zum »Mitmacher«, die erst 1976 mit der Publikation des »Mitmacher-Komplexes« zum Abschluss kommt.

Mit zunehmendem Rückzug vom Theater setzt eine Phase intensiver zeichnerischer Arbeit ein: Zahlreiche Federzeichnungen und Tusche-Lavis entstehen (u.a. Labyrinth-Varianten, Atlas-Bilder).
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Besuch des Europäischen Nuklearforschungszentrums CERN in Genf.

Ehrenmitgliedschaft der Ben-Gurion-Universität Beerscheba (Israel).

Bedankt sich mit der später zu einem Buch erweiterten Rede »Zusammenhänge«.
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Rede gegen die antiisraelische Resolution der UNO auf dem 4. PEN-Kongreß in Wien.

Arbeit am großen Nachwort und Essay »Der Mitmacher. Ein Komplex« und am Stück »Die Frist«.

Tod der Mutter.

Schwere Krankheit (Angina Pectoris), längerer Krankenhausaufenthalt.
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»Der Mitmacher. Ein Komplex« erscheint.

Dürrenmatt zeigt erstmals Bilder im »Hôtel du Rocher« in Neuchâtel.

Dreharbeiten zum Film »Der Richter und sein Henker« (Regie: Maximilien Schell, mit Dürrenmatt in der Rolle des Schriftstellers).

November: Reise nach Wales.
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Uraufführung der Oper »Ein Engel kommt nach Babylon.«

6. Oktober: Uraufführung »Die Frist« im Kino Corso, der Ausweichbühne des Zürcher Schauspielhauses.

Ehrendoktor der Universität Nizza, ebenso der Hebräischen Universität Jerusalem.
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Inszeniert den »Meteor« in einer neuen Fassung im Wiener Theater in der Josefstadt.

Erste umfassende Ausstellung in der Galerie Daniel Keel in Zürich. Gleichzeitig erscheint der Bildband »Bilder und Zeichnungen«. Arbeit an den »Stoffen«.
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Nachdem Dürrenmatt Verleger Daniel Keel in einem denkwürdigen Telefonanruf Anfang Januar mit den Worten »Wotsch du mi?« (Willst du mich?) die Rechte an seinem Werk angetragen hat, vollzieht er in verschiedenen Etappen einen Verlagswechsel von Arche zu Diogenes, dem er 1985 in einem Generalvertrag die Weltrechte an seinem Gesamtwerk überträgt.

Vortrag über »Albert Einstein« an der ETH Zürich anlässlich der Feier zum 100. Geburtstag des Physikers.
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»Werkausgabe in 29 Bänden« erscheint gebunden im Arche Verlag, als Taschenbuch im Diogenes Verlag: Neufassungen der meisten Stücke.
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Ehrendoktor der Universität Neuchâtel.

»Stoffe I – III« erscheint im Diogenes Verlag (veränderte Neuauflage 1990 unter dem Titel »Labyrinth«).
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Tod von Frau Lotti.

Ehrendoktor der Universität Zürich.

6. Oktober: Uraufführung von »Achterloo« im Schauspielhaus Zürich.

Arbeit am Filmprojekt »Midas« (seit 1980).

Reisen nach Griechenland und Südamerika.
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Heirat mit der Filmemacherin, Schauspielerin und Journalistin Charlotte Kerr.

Vortrag »Kunst und Wissenschaft« an der Universität Frankfurt.

Erstausstrahlung des Filmporträts von Charlotte Kerr: »Portrait eines Planeten.  Von und mit Friedrich Dürrenmatt (SDR).«
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»Minotaurus. Eine Ballade« (mit Zeichnungen des Autors) erscheint.

Wiederaufnahme des in den 1950er-Jahren entstandenen fragmentarischen Romans »Justiz« (neuer Schluss), der parallel zur Niederschrift in Fortsetzungen im »Stern« vorabgedruckt wird.

Ausstellung von Dürrenmatts zeichnerischem Werk in Neuchâtel. Reisen nach Ägypten, Griechenland, Andalusien.
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Verschiedene Gouachen und
Lithographien entstehen.

Inszeniert in Schwetzingen die
Uraufführung von »Achterloo IV«.
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Dürrenmatt vermacht seinen gesamten literarischen Nachlass der Schweizerischen Eidgenossenschaft unter der Bedingung, ein Schweizerisches Literaturarchiv einzurichten.

Der Roman »Durcheinandertal« erscheint.
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»Turmbau. Stoffe IV-IX« erscheint als vorläufiger Abschluss des Stoffe-Projekts, an dem Friedrich Dürrenmatt seit 1969 arbeitete.

Dürrenmatts letzter öffentlicher Auftritt in der Schweiz, Rede auf Václav Havel zur Verleihung des Gottlieb-Duttweiler-Preises erregt Aufsehen und Anstoß wegen des Vergleichs der Schweiz mit einem Gefängnis.

† 14. Dezember: Friedrich Dürrenmatt stirbt in Neuchâtel an Herzersagen.
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